Im Rahmen der International Scout Week 2019 (ISW) sind wir, die Jupfistufe, auf den DPSG Bundeszeltplatz in Westernohe gefahren, wo wir eine wunderbare deutsch-französische Begegnung mit zwei Pfadfinderstämmen aus Frankreich erlebt haben.
Das Ziel unserer Begegnung war es, gegenseitig das “Pfadfinderleben” der anderen Nationalität kennenzulernen und den Kindern und Jugendlichen einen sprachlichen und kulturellen Austausch zu ermöglichen. Dazu haben wir extra eine Förderung durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) erhalten, die uns ein tolles Lagerleben und viele schöne Programmpunkte ermöglicht hat.
Sonntagnachmittags sind wir dank Elternfahrdienst recht schnell auf dem Zeltplatz in Westernohe eingetroffen, die beiden französischen Gruppen waren schon vor Ort und haben uns herzlich begrüßt. Nach dem Aufbau unserer Jurten, bei dem die französischen Teilnehmer zuschauen und helfen durften, haben wir abends den Platz erkundet, damit sich die Kids danach dort in Kleingruppen während des Lagers frei bewegen durften.
Am nächsten Tag startete offiziell die ISW mit Gruppen aus Frankreich, England, Israel und Deutschland. Wir verbrachten den Tag gemeinsam mit unseren Partnergruppen als „Deutsch-Französischen-Tag“, der unter dem Motto eines „typisch französischen Pfadfindertages“ stand. Das bedeutet, dass die Teilnehmer der beiden französischen Gruppen für diesen Tag das komplette Programm mit einem für sie typischen Ablauf gestalteten. Der Tag begann mit einem gemeinsamen französischen Frühstück. Im Anschluss wurden in einer großen Runde Eisbrecher-Spiele zum Kennenlernen gespielt. Zudem fand eine Animation mit einem gemeinsamen Tanz und Gesang statt. Um sich in der folgenden Zeit mit dem Vornamen ansprechen zu können und so schneller die Namen zu lernen, wurden Wäscheklammern verteilt, auf die alle Teilnehmer*innen ihre Namen schrieben. Ein Höhepunkt für alle Teilnehmer*innen war zudem die Verteilung der französisch-deutschen Partnerhalstücher. Diese waren für die Kids während der ISW als Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit zu unserer gemeinsamen Gruppe gedacht, aber sie sollen natürlich auch als Erinnerungsstück an die gemeinsame Zeit dienen. Den ganzen Nachmittag wurden verschiedene Spiele gespielt und gemeinsam gekocht. Auch das Abendessen wurde wieder gemeinsam zubereitet. Es gab typisch französische Spezialitäten wie „Boeuf Bourguignon“ und „Poire belle Hélène“. Nach dem Abendessen sind wir gemeinsam in unseren traditionellen Pfadfinderhemden (Pfadfinderkluft) und Halstüchern zur offiziellen Auftaktveranstaltung der ISW in der Arena des Zeltplatzes gegangen. Dort wurde der Abend viersprachig (Englisch, Deutsch, Französisch und Hebräisch) eröffnet, gemeinsam Lieder gesungen und von verschiedenen Gruppen kleine Sketche und Mitmachspiele vorgeführt.
Am Dienstag sind wir 4km zum Seebad an der Krombachtalsperre gewandert, wo den ganzen Mittag gebadet und gespielt wurde. Am Nachmittag waren alle wieder zurück auf dem Platz und es wurden gemeinsam Spiele gespielt. Nach dem Abendessendurften wir an einem ein klassischen französischen Lagerfeuerabend teilnehmen. Es wurden bekannte französische Lieder gesungen. Dank unserer gemeinsamen Liederbücher, mit populären deutschen, französischen und englischen Liedern, die extra für die Begegnung gedruckt wurden, konnten alle mitsingen und sich Lieder wünschen.
Ein Highlight der ISW war zudem der „Abend der Internationalen Kochtöpfe“ am Mittwochabend. Die Idee dahinter ist, dass alle an der ISW teilnehmenden Gruppen ein für sie oder ihr Land typisches Essen zubereiten, von dem beim gemeinsamen Abendessen dann jede*r probieren kann. Während der Vorbereitung der beiden typisch französischen (über dem Feuer geröstetes Knoblauchbrot mit Käsespezialitäten; Boeuf Bourguignon) und typisch deutschen Mahlzeit (Kartoffelsalat mit Frankfurter Würstchen) konnten unsere Kinder und Jugendlichen verteilt bei allen drei Gruppen helfen. Je nach Wunsch konnte bei der Zubereitung der Mahlzeit oder beim Basteln der Standdekoration geholfen werden. So wurde beispielsweise eine Girlande mit französischen Fähnchen gebastelt und für jedes Gericht das Rezept mit Inhaltsstoffen gemeinsam sowohl auf Englisch, Französisch und Deutsch niedergeschrieben. Bei der Übersetzung der Rezepte mussten sich die Teilnehmer*innen gegenseitig helfen und mit ihren Deutsch- und Französischkenntnissen gemeinsam die Texte erarbeiten. Der „Abend der Internationalen Kochtöpfe“ kam bei allen Teilnehmer*innen sehr gut an. Viele kamen über das Essen mit anderen ins Gespräch, am Schluss wurde gemeinsam in der Großgruppe „Scout Bingo“ gespielt (Unterschriften von möglichst vielen Pfadfinder*innen mit bestimmten Eigenschaften sammeln wie z.B. „war schon mal in Westernohe“, „spielt Gitarre“ etc.). Zurück am Lagerplatz wurde ein gemeinsames Lagerfeuer entzündet, zu dem sich auch unsere englischen Platznachbarn gesellten. Es wurde gemeinsam Gitarre gespielt, Tee getrunken und gesungen.
Donnerstags fand ein ganztägiges Geländespiel der ISW statt. Dafür wurden die Kinder und Jugendlichen morgens in der Arena in viele Kleingruppen eingeteilt, in denen sie den ganzen Tag über den Platz verteilte Spiele und Aufgaben lösen mussten. Wir Leiter*innen haben als deutsch-französische Gruppe gemeinsam drei Spiele organisiert, die wir mit den bunt gemischten Gruppen (französisch/deutsch/israelisch/englisch) durchführten. Nach dem Ende des Geländespiels erhielten alle Teilnehmer*innen als Belohnung den gemeinsamen Aufnäher „International in Westernohe“, den sie als Erinnerungsstück auf ihre Pfadfinderkluft aufnähen können.
Am Freitag war wieder einen „Deutsch-Französischen-Tag“, der diesmal unter dem Motto eines „typisch deutschen Pfadfindertages“ stand. Dafür haben wir uns überlegt, was für uns einen typischen Lagertag ausmacht und welche typisch deutsche, bzw. rheingauerische Spezialität sie unseren Partnergruppen gerne präsentieren würden. Dementsprechend startete der Tag mit einer klassischen „Morgenrunde“, in der sich alle vor dem Frühstück zusammenfinden und ein Aktivierungsspiel mit Gesang und dazugehörigen Bewegungen gespielt wird. Wie auch schon beim „Französischen Tag“ konnten sich die Kids mittags in verschiedene Gruppen einteilen, um z.B. bei der Essensvorbereitung zu helfen. Für das haben wir gemeinsam eine deutsche Brotzeit mit Spezialitäten wie z.B. Rheingauer Spundekäse mit Laugengebäck, Fleischwurst mit süßem Senf, Leberwurst und Frankfurter Grüner Soße mit Ei vorbereitet. Vor allem der Spundekäse kam bei den französischen Teilnehmer*innen sehr gut an, es wurden verschiedene Rezepte ausgetauscht. Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause wurden gemeinsam typische Lagerspiele gespielt. Das Lieblingsspiel der Jupfis „Zombieball“ war der französischen Jugend sogar unter einem anderen Namen schon bekannt. Als kleines Geländespiel wurde am Nachmittag noch das Spiel „Capture the Flag“ gespielt, bei dem die Großgruppe in zwei Gruppen geteilt wird, die versuchen müssen, eine im Wald aufgestellte Flagge der anderen Gruppe zu erreichen. Dafür müssen die Teilnehmer*innen kommunizieren und eine gemeinsame Strategie entwickeln, verschiedene Rollen verteilen und während des Spiels aufeinander achten und sich helfen. Für das Abendessen haben wir gemeinsam Rotkohl mit Kartoffelbrei und Bratwürsten zubereitet. Abends am gemeinsamen Lagerfeuer wurden bündische Pfadfinderlieder gesungen und unser typisches Lagerfeuergetränk „Tschai“ (Eine Mischung aus Fruchtsäften, Tee, Früchten und Nüssen) ausgeschenkt und Stockbrot über dem Feuer gegrillt. Leider hat uns der Regen nach einiger Zeit den Lagerfeuerabend frühzeitig beendet…
Am Samstag hatten wir auch schon unserem letzten gemeinsamen Programmtag. Es Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und gemeinsam in Pfadfinderkluft und mit unseren Partnerschaftshalstüchern der Lagergottesdienst und gleichzeitigen Abschluss der ISW besucht. Zurück am Platz haben wir letzte gemeinsame Gruppenfotos geschossen und – als besondere Überraschung für die Kids – als Geschenk von jeder Gruppe an jede*n Teilnehmer*in die Stammesaufnäher bzw. von der Gruppe aus St. Omer das Stammeshalstuch verschenkt.
Unsere restlichen Tage in Westernohe verliefen deutlich ruhiger, da wir, bis auf einige wenige deutsche Gruppen (zwei Roverstufen auf den umliegenden Zeltplätzen), relativ alleine auf dem Platz waren. Es wurde viel gespielt, vorgelesen, gesungen und „gechillt“.
Wir haben den tollen Bio-Bauernhof in Westernohe besucht, wo wir den Hof erkunden und die neu geborenen Kälbchen streicheln durften. Danach wurde nochmal ein Abstecher zum Supermarkt gemacht, wo sich alle Kinder reichlich mit Süßkram ausgestattet haben. Zum krönenden Abschluss und als Geburtstagsfestmahl für eines unserer Kinder ging es zum Mittagessen in eine Pizzeria.
Zum Abschluss des Lagers haben die Jupfis gemeinsam im feierlichen Rahmen ihr Jungpfadfinderversprechen abgelegen dürfen. Für einige war es das allererste Pfadfinderversprechen, weshalb die Aufregung groß, die Freude über das abgelegte Versprechen und den blauen Lilienaufnäher aber noch größer war.
Die zwei Lagerwochen sind schnell vorbeigegangen, wir hatten alle eine tolle Zeit in Westernohe!Besonders die ISW mit unserer deutsch-französischen-Begegnung (möglichgemacht durch das DFJW) war eine einzigartige Erfahrung, die uns einen besonderen Einblick in französische (Pfadfinder)leben geboten hat.